Jahr: 2017

Privat: ein Sammler wie Walter Kempowski – Thomas Kübler (Direktor des Dresdner Stadtarchivs)

Akustisches Plankton traf Thomas Kübler im September 2017 in seinem Büro im Dresdener Stadtarchiv, dabei sprachen wir vor allem über die Rolle des Archivs heute und seine Bestände – angefangen von Bußgeldbescheiden über die erste krematorische Verbrennung der Welt – im Falle der Lady D., über Kloakenforschung bis hin zur Zwangsprostitution in der DDR.

(K)ein Brief an Peter Härtling

Lieber Peter Härtling, …
Nun sind Sie nicht mehr und dieser Brief wird Sie also nicht mehr erreichen und ich hätte Ihnen auch kein zweites Mal geschrieben. Damals, als ich Ihnen zum ersten Mal schrieb, war ich vermutlich zwölf Jahre alt oder etwas älter. …
Ich habe Ihnen vielleicht auch nur geschrieben, um mich bei Ihnen zu bedanken und mir bewusst zu werden, dass Sie mich literarisch bis jetzt auch ein Stück durch mein Leben begleitet haben und das eben auf eine vielfältige Weise. Deshalb ist es vielleicht doch ein zweiter Bief an Sie, an mich, an andere.

Die Frau mit dem Blumenbouquet

Am Abend des 20. März 1901 wird der Kammermusiker Gustav Adolf Gunkel in Dresden in der Straßenbahn von einer Verehrerin erschossen. Die Mörderin, Theresia Jahnel, hatte den jüngeren Violinisten jahrelang mit ihrer Liebe verfolgt, doch als Gunkel diese nicht erwidert, schreitet sie verzweifelt zur Tat. Die Verehrerin, die zur Mörderin wurde, beschäftigte die Zeitungen damals wochenlang, so wurde nicht nur in Dresden beinah täglich über diesen Vorfall berichtet, auch literarisch fand diese tragische Liebesgeschichte bei Thomas Mann Interesse.

„Wir sitzen alle in einem Boot und wir alle wollen sicher ans Ziel kommen…“

  Für die heutige Folge sprach ich mit der Migrationsberaterin In Am Sayad Mahmood. Die gebürtige Irakerin lebt seit zwanzig Jahren in Dresden und bekam für ihr unermüdliches soziales Engagement 2014 das Bundesverdienstkreuz am Bande. In Am Mahmood „Ich bin die Frau Mahmood. Mein Vorname ist In Am. ‚In Am’ bedeutet Gottesgeschenk, da ich am Tag des Opferfestes zur Welt gekommen bin. Meine Eltern empfanden dies als ein Geschenk Gottes und deshalb bekam ich diesen Namen. Ich bin im Irak geboren und 1996 mit meiner Familie aus dem Irak nach Deutschland geflohen.“ Zum ersten Mal getroffen habe ich Frau Mahmood auf dem jüdischen Foodfestival „Gefilte Fest“ in Dresden. Hier hielt die gebürtige Irakerin Anfang November im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Gemeinderabbiner Alexander Nachama der Dresdner Synagoge einen Vortrag über die Bedeutung des Fastens im Islam und Judentum. Im darauffolgenden Dezember 2016 besuchte ich sie in Ihrem Büro im Ökumenischen Informationszentrum in Dresden. Hier arbeitet sie als Migrationsberaterin, neben ihrer Tätigkeit als Vorsitzende des Dresdner Ausländerrates. 2014 erhielt In Am Sayad Mahmood für ihr Bemühen …