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UKI is Inuktitut and means survivor

Me, myself and I – so lautet das gerade laufende Tanzfestival im Festspielhaus Hellerau in Dresden, einem Ort, der seit über hundert Jahren künstlerischen Austausch auf internationaler Ebene fördert.

 

 

Auch die spanische Tänzerin, Choreographin Avatâra Ayuso tritt beim aktuell laufenden Festival im Duett mit der Inuk-Künstlerin Naulaq LeDrew auf. Beide könnten keine unterschiedlichere Herkunft haben. Die spanische Künstlerin Avatâra Aysuo, gebürtige auf der Insel Mallorca und Naulaq LeDrew, ebenfalls Künstlerin aus der kanadischen Arktis – Nunavut.

In ihrem Stück UKI zeigen sie, dass in ihrer Heimat eigentlich kein Platz für sie ist, aus unterschiedlichen Gründen haben sie sie verlassen. Doch beide tragen ihre Wurzeln in ihrer künstlerischen Arbeit weiter in die Welt.

Ich durfte beide Frauen während ihrer Proben für ihr Stück UKI (survivor) kennenlernen und sprach mit ihnen über das Stück und habe ein wenig die Atmosphäre, der Proben mit aufgenommen. Die heutige Folge ist daher in Englisch, alle Informationen zum Stück und zum Festival, welches noch bis zum 12. Mai im Festspielhaus Hellerau stattfindet, gibt es auf www.hellerau.org

Naulaq LeDrew and Avatâra Ayuso. (Foto:Adam Dreessen)

Naulaq LeDrew:

Mein Name ist Naulaq. Ursprünglich komme ich aus Apex Hill – Baffin Island (Nunavut). Ja, ich habe einige Reqiusiten mitgebracht. Einige von diesen habe ich aber auch in Toronto weiter benutzt, da ich Menschen, die meine Kultur kennenlernen wollen, etwas über diese erzähle und beibringe. Ich bin aber auch Künstlerin.

Avatâra Ayuso:

Mein Name ist Avatâra Ayuso, ich bin Tänzerin und Künstlerin. Das bedeutet, ich beschäftige mich mit allem, was mit Tanz zu tun hat. Ich bin Choreographin, Tänzerin, Lehrerin, Entdeckerin…

Avatâra Ayuso und Naulaq LeDrew (Foto: Adam Dreessen).

Avatâra Ayuso und Naulaq LeDrew (Foto: Adam Dreessen).

 

Wie das Projekt UKI (survivor) zustande kam

Avatâra Ayuso:

Ursprünglich wollte ich drei poetische Kurzfilme über Frauen in extremen Landschaften drehen. Ich wählte zunächst Regionen, die ich gut kannte, die Wüste und das Wasser. Mit der Arktis kannte ich mich am wenigsten aus. Aber da die Arktis ebenfalls eine extreme Landschaft ist ebenso wie die Wüste entschied ich mich auch für diese.

Ich sprach dann mit Dieter (Dieter Jaenicke – künstlerischer Leiter von HELLERAU) über diese Trilogie und ich sagte ihm, ich denke, ich könnte zuerst mit einer kanadischen Frau beginnen. Ich trat dann in Kontakt mit der Kanadischen Botschaft in London, es dauerte alles ein wenig, aber ich blieb dabei und Dieter Jaenicke sagte zu mir „Warum machst du nicht auch ein Duett mit einer Inuk-Frau, die dir für dein Projekt vorschwebt?“ – Ich begann dann mich mit verschiedenen Inuit-Vereinen in Kanada zu schreiben und so kam ich über die Toronto Inuit Association mit Naulaq in Kontakt, doch es dauerte fast sieben Monate bis ich sie gefunden hatte und danach schrieben wir uns drei Monate lang per E-Mail bis ich dachte, ja Naulaq, ist die Richtige für mein Projekt. Ich wollte zu ihr reisen und ihr das Projekt vorschlagen. Ich fuhr in die kanadische Antarktis und fragte Naulaq ‚Hallo, willst du mit nach Europa kommen und für ein Projekt mit mir zusammenarbeiten?’

Naulaq LeDrew:

Zuerst als mich Avatâra gefragt hatte, war ich geschockt. Ich war geschockt und überrascht, dass sie mich für ihre Show, ihre Perfomance ausgesucht hatte. (…) Es war für mich zwar eine neue Erfahrung, besonders weil die Leute hier um ich herum Deutsch, Spanisch sprechen und das ist in Ordnung für mich, weil es ihre Sprache ist und ich habe auch meine eigene Sprache und ich glaube, Avatâra muss sich ähnlich gefühlt haben, als sie mich in meiner Heimatstadt besucht hat.

Avatâra Ayuso:

Der Beginn des Stückes, wenn ich langsam nach hinten gebeugt laufe – das ist etwas, was ich in der Landschaft gefunden habe. Ich fuhr in den Norden, es waren minus 30°C zu dieser Zeit und es war ein großer Sturm und ich und ich spürte einen Widerstand und konnte meinen Körper kaum vorwärts bewegen (…). Deshalb war ich sehr inspiriert von der Landschaft und den Gegebenheiten für diese Szene. Ebenso die ganze Atmosphäre, Sounds lassen sich in unserer Performance wiederfinden. Viele der Objekte, die im Stück auftauchen, habe ich gesehen und zu Naulaq gesagt ‚Komm lass uns diese mitnehmen!’

UKI ist Inuktitut und bedeutet auf Englisch ‚Survivor’ – denn wir beide, die Protagonisten des Stückes sind ‚Survivors’. Wir beide mussten unser Land aus verschiedenen Gründen verlassen, in meinem Fall war es, weil ich als professionelle Künstlerin meine Träume nicht auf Mallorca verwirklichen konnte. Naulaq wollte bessere Bedingungen für ihre Familie und sich. Deshalb sind wir beide, jede auf ihre eigene Art ‚Survivors’. Naulaqs Kultur hat für so viele Jahre gelitten und sie versuchen sich immer noch zu erholen und ihre Kultur zurückzugewinnen.

Naulaq LeDrew:

Der Grund, warum ich meine Heimatstadt verlassen habe war, weil ich an meine Zukunft gedacht habe und ich wollte für meine Kinder bessere Bildungsmöglichkeiten und bessere Jobs.

Avatâra Ayuso:

Wie ich im Stück auch erzähle gab es auf Mallorca und in Spanien fremdes Eindringen worunter Spaniens (Mallorca) Kultur gelitten hat. Diese zwei unterschiedlichen Charaktere begegnen sich also als sich selbst. Wir teilen, wer wir sind, aber wir vermischen unsere Kulturen nicht.

Naulaq LeDrew:

Wir sehen uns beide als Freunde, als Familie, obwohl wir beide aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen.

Avatâra Ayuso:

Es sind also zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen, aus unterschiedlichen Ländern, unterschiedlichen Kulturen, sie treffen sich und sie teilen diese Zeit gemeinsam auf der Bühne, obwohl ich dem Stück die äußere Form gebe, weil ich die Leiterin der Produktion bin.

Naulaq LeDrew:

Du tust heiß und kalt zusammen und sie kollidieren. Ich glaube, dass ist es, was wir jetzt hier tun: ‚clashing’!

 

Für mich war dieses Interview sehr spannend, ich bedanke mich bei Avatâra Ayuso und Naulaq LeDrew für ihre Bereitschaft zu diesem Gespräch!

Website Avatâra Ayusohttp://www.avadancecompany.com/
Instagram: https://www.instagram.com/avadancecompany/

Das Tanzfestival Me, myself and I im Festspielhaus Hellerau läuft noch bis zum 12. Mai 2018. Näheres hier: http://www.hellerau.org/me-myself-and-i

Das Stück UKI (survivor) wird am 8. Mai 2018 um 19.00 Uhr uraufgeführt und am 9. Mai 2018 um 20.00 Uhr ein weiteres Mal .

Fotos im Beitrag stammen von Adam Dreessen.
Website Adam Dreessen: https://adam.dreessen.me/
Instagram: https://www.instagram.com/adamdreessen/

Die Musik im Beitrag stammt aus der Probe zum Stück UKI (Kehlgesang Naulaq LeDrew),
sowie
Musiknachweis:

From the Arctic Circle – To the southern seas“ (Misha Dioxin) /(CC BY 4.0)

Die Lizenz dieses Beitrags richtet sich nach den jeweiligen Lizenzen der verwendeten Musikstücke im Beitrag. Akustisches Plankton ist ein nicht-kommerzieller Podcast.

 

 

 

 

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