Altkanzler Helmut Schmidt bezeichnete sie einst als „geistige Tankstellen“. Doch es gibt sie noch oder auch wieder: unabhängige Buchhandlungen. In Großstädten, wie Berlin häufiger, in kleineren Städten eher handverlesen. Eine Empfehlung für den Buchladen um die Ecke.
„Man braucht ein klares Konzept, das ist die Voraussetzung. Idealismus auch, man wird nicht reich. Meist reicht es gerade so, wenn es funktioniert, wenn es sich einfach dreht und eine Plus-Minus Null am Ende des Monats dabei herauskommt. Es ist nichts zum Ausruhen. Die meisten unabhängigen kleinen Buchhandlungen sind vor allem Ein-Mann-Unternehmen.“
Kristina Kloß, betreibt ein solches Ein-Frau-Unternehmen. Auf rund 33qm
ist sie Geschäftsführerin des Buchladens „Grünschnabel liest“ im Stadtteil
Dresden / Weißer Hirsch.
In Zeiten von E-Books, großer Ketten und Amazon erscheinen Buchhandlungen nicht mehr zeitgemäß.
Trotz allem entschied sich die heute 32-jährige Kristina Kloß bewusst für die Selbstständigkeit im Buchhandel:
„Seit Januar 2013 betreibe ich in Eigenregie diese Buchhandlung. Ich war jedoch bereits in der Buchhandlung angestellt. Als das Angebot kam die
Buchhandlung zu übernehmen, habe ich mir gedacht, warum nicht, mehr als probieren kann man nicht.“
In Deutschland gibt es rund 3 800 Buchhandlungen, – angefangen vom kleinen Laden um die Ecke bis hin zum Buchkaufhaus.
Dabei unterscheiden sie sich vor allem in ihren Profilen: die hochspezialisierte Fachbuchhandlung vom reinen Krimi-Sortiment oder die einfach die gut sortierte Buchhandlung jenseits von Bestseller-Listen, wie „Grünschnabel liest“:
„Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sein Profil findet und dass man den Geschmack der Kunden vor Ort auch bedient.[…]Ein wichtiger Schwerpunkt für mich, ist es Bücher von Verlagen zu haben, die nicht überall angeboten werden und besondere Schwerpunkt haben. Zum Beispiel kleinere Verlage, die in Deutschland produzieren oder viele deutsche Autoren im Programm haben, so dass es nicht nur eingekaufte Übersetzungen sind.“
Dabei lassen sich dann auch vor allen Dingen neue Entdeckungen machen.
Doch es ist nicht nur das Sortiment, die Atmosphäre, die Kunden anlockt, wie die junge Buchhändlerin erklärt:
„Viele sagen auch, dass sie am Wochenende in ihrem Stadtviertel beim Spaziergang nicht nur einen Bäcker oder Supermarkt vorfinden wollen, sondern eben auch andere Geschäfte. Zur Zeit hilft da auch die„Buy local“- Bewegung, die ja gerade groß im Kommen ist. Dies ist ein positiver Trend, nicht nur für den Buchhandel (…). Dieses Bewusstsein stellt sich immer mehr bei den Kunden ein, viele Kunden schauen vorher im Internet und bestellen ihre Bücher im Nachhinein bei mir.“
Auch wenn es schwierig ist eine Prognose für die Zukunft der kleinen Buchhandlung um die Ecke zu erstellen, ist die junge Buchhändlerin in ihrer Leidenschaft Bücher nicht verbissen:
„Ich bin nicht der Typ, der sagt, dass mache ich nun bis zum bitteren Ende. Man sollte alles im Blick behalten und mit einem gesunden wirtschaftlichen Verständnis an die Sache herangehen, sonst macht es auch keinen Spaß mehr.“
„P. I. Tchaikovsky: Dance of the Sugar Plum Fairy“ (Kevin MacLeod) / CC BY 3.0
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